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„Uns ist nicht wichtig, wie lange unsere Mitarbeiter*innen im Büro sitzen“

In einem umgebauten Lagerhaus in Pfaffingen arbeiten die rund 20 Architekt*innen und Ingenieur*innen von kammerl + kollegen zusammen. Wir sprachen mit Inhaber Eik Kammerl über ihren Bewerbungsprozess – und haben herausgefunden, warum ein linearer Lebenslauf manchmal vielleicht sogar ein Nachteil ist.
Veröffentlicht am 18.01.2021

Interviewpartner Dipl. Ing. Arch. Eik Kammerl ist seit 2005 Inhaber und Geschäftsführer von kammerl + kollegen

Wer hat bei Ihnen alles Mitspracherecht, was neue Mitarbeiter*innen angeht?

Die Bewerbungen gehen zuerst bei mir ein. Ich sichte diese dann und entscheide, wer zum Vorstellungsgespräch kommt. Das führen wir allerdings zu zweit. Meistens ist das jemand aus dem Büro, der oder die schon lange bei uns und mit der Projektleitung betraut ist. Wenn wir drei oder vier Kandidat*innen kennengelernt haben, resümieren wir gemeinsam und besprechen, mit wem wir in konkrete Gespräche gehen möchten. Diese Entscheidung wird auch gemeinschaftlich getragen. Denn letztendlich sind es ja die Kolleg*innen, die mit den neuen Mitarbeiter*innen eng zusammenarbeiten werden.

Was ist Ihnen bei der Vorauswahl am wichtigsten: das Portfolio, das Bewerbungsschreiben oder der Lebenslauf?

Wir gucken vor allem auf den Lebenslauf: Uns interessieren meistens die Personen, die einen breit gefächerten CV haben, also zum Beispiel vor dem Studium schon etwas anderes gemacht haben. Ein linearer Lebenslauf ist bei uns nicht von Bedeutung. 

Wie überzeugen Bewerber*innen Sie im Vorstellungsgespräch?

Wir achten einerseits darauf, wie Bewerber*innen kommunizieren – das spielt eine große Rolle für die Zusammenarbeit im Team oder mit Bauherr*innen. Selbstbewusstsein und Selbstständigkeit sind daher Charakterzüge, die wir sehr schätzen. Und andererseits ist natürlich auch Verlässlichkeit wichtig. Das ist allerdings im Gespräch nicht so einfach herauszuhören. Man kann es jedoch gut aus dem Lebenslauf herauslesen: Wie lange sind die Bewerber*innen bei ihren Arbeitgeber*innen geblieben oder wie schnell haben sie sich wieder verabschiedet?

Gleitzeit oder Kernarbeitszeit? Was ist bei Ihnen der Fall?

Gleitzeit. Diese beginnt bei uns um sieben in der Früh und schließt um 18 Uhr abends ab. Wir sind ja ein Büro, das alle Leistungsphasen abbildet. Daher unterscheiden sich die Arbeitszeiten je nach Leistungsphase. Die Mitarbeiter*innen, die in der Bauausführung arbeiten, kommen meistens früh und gehen dafür zeitig. Die Zeichnenden hingegen kommen später und bleiben dafür länger. Uns ist wichtig, dass die Arbeit gut erledigt wird und nicht wie lange unsere Leute im Büro sitzen.

Wie handhaben Sie Überstunden?

Vorab muss man sagen, dass sich Überstunden bei uns im Zaum halten. Wir sind keine Wochenendarbeiter*innen. Ansonsten gehen wir von 40 Arbeitsstunden die Woche aus. Zehn Überstunden sind im Vertrag miteingeschlossen. Alles was darüber hinausgeht, können sich unsere Mitarbeiter*innen auszahlen lassen oder einen Ausgleich nehmen. Das können sie frei entscheiden, wie es ihnen lieber ist.

 

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