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"Es gibt Call-Killer: Jemand fängt an, Staub zu saugen oder Kinder laufen schreiend durchs Bild."

Bewerbungsgespräch per Videokonferenz – Worauf Bewerber achten sollten. Nicht nur in Zeiten von Kontaktbeschränkungen gewinnen Vorstellungsgespräche an Bedeutung. Videocalls als erstes Kennenlernen von Bewerber und Arbeitgeber sind auch relevant, wenn beide nicht am selben Ort sein können. Im Interview erklärt Carin Pawlak, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Personalagentur HAPEKO worauf es beim Jobinterview per Video ankommt.
Veröffentlicht am 27.05.2020

Oben Hemd, unten Jogginghose – sieht ja sowieso keiner? 
Das würde ich nicht empfehlen. Natürlich wird der Gesprächspartner die Jogginghose in der Regel nicht zu Gesicht bekommen, aber es ist eine Frage der Haltung. Wegen zu legerer Kleidung leidet auch schnell die innere Disziplin. 

Wie schafft man gute Lichtverhältnisse? 
Ganz wichtig ist, im Vorfeld das Licht zu checken. Je nach Tageszeit kann nämlich die Sonnenkraft aus einem Bewerber schnell eine unfreiwillige Schattengestalt machen. 

Bei einem Bewerbungsgespräch „in echt“ ist es wichtig, mit dem Gesprächspartner Blickkontakt zu halten. Aber wo blickt man nun während des Videocalls hin? 
Direkt in die Kamera, auch wenn mehrere Gesprächspartner „gegenüber“ sitzen. Auf keinen Fall sollte man auf sein eigenes Videobild linsen, weil das immer so wirkt, als hätte man einen Sehfehler. 

Wie bereitet man sich am besten vor? 
Eine gute Vorbereitung ist maßgeblich für den Erfolg des Gespräches. Die Mikro-Lautstärke, den Hintergrund sowie eine stabile Internetverbindung muss der Bewerber mindestens ein Mal vor dem Call überprüfen. 

Welchen Fehler begehen die meisten BewerberInnen bei ihrem Vorstellungsgespräch per Videokonferenz? 
Sich vorab nicht genug Gedanken gemacht zu haben. Es gibt wahre Call-Killer: Jemand fängt an, im Nebenzimmer Staub zu saugen oder die Kinder laufen im Hintergrund schreiend durchs Bild. Was im Kollegenkreis teilweise lustig ist, kann einen Kandidaten ganz schnell aus dem Bewerbungsprozess katapultieren. 

Was sollte während des Gesprächs greifbar auf dem Schreibtisch liegen? 
Stift, Block und natürlich das Stellenangebot, um die Kernpunkte parat zu haben. Unbedingt auch ein Glas Wasser, falls der berühmte Frosch den Hals blockiert. 

Worauf ist beim Hintergrund zu achten? 
Kein Mensch interessiert sich für eine Topfsammlung in der Küche oder blickt gern auf die Nippes-Sammlung aus Porzellan im Wohnzimmerschrank. Wählen Sie einen neutralen Hintergrund, der nicht weiß ist, weil das zu hart wirkt. Vorsicht auch vor den Hintergrundmotiven, die manche Software-Anbieter mitliefern. Der Strand in der Karibik mag schön aussehen, man empfiehlt sich damit aber nicht für einen neuen Job – außer vielleicht als Animateur. 

Und zu guter Letzt: Was vergessen die Meisten? 
Wenn andere sprechen, das eigene Mikro auszuschalten. Jedes Räuspern, Papier umblättern etc. stört die Gesamtatmosphäre. Viele vergessen, das Handy auszuschalten. Nichts ist peinlicher, als wenn das Telefon in ein Bewerbungsgespräch hineinbimmelt. 

 

Zur Person:

Carin Pawlak ist seit 2015 Personalberaterin bei HAPEKO Hanseatisches Personalkontor Deutschland und inzwischen Mitglied der Geschäftsleitung sowie Regionalleiterin Bayern. Zuvor war sie viele Jahre in der Medienbranche tätig, zuletzt in der Chefredaktion des Nachrichtenmagazins FOCUS. Sie studierte Literatur und Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

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